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„pop“ – Der Schweizer Herausforderer im Schatten der BRAVO
Am 15. November 1965 erschien in der Schweiz eine unscheinbare Testausgabe einer neuen Musikzeitschrift – mit einem doppelseitigen Kinks-Poster und einem ambitionierten Vorhaben: Die von Jürg Marquardt mit 2.000 geliehenen Franken gegründete Zeitschrift „pop“ wollte dem deutschen Marktführer BRAVO Paroli bieten – oder zumindest dort punkten, wo die Konkurrenz blinde Flecken hatte: beim Schweizer Musikpublikum.
Im Editorial erklärte Marquardt das Ziel unmissverständlich: „Die großen deutschen Showbusinesszeitungen ignorieren den schweizerischen Musikmarkt vollständig. Deshalb wollen wir versuchen, mit pop diese Lücke zu schließen.“
Schon ab März 1966 erschien pop monatlich. Zwei Jahre später kam eine fast identische deutsche Version hinzu. Der eigentliche Durchbruch jedoch gelang – so Mitbegründer Beat Hirt – erst, als man jeder Ausgabe ein Poster beilegte, ein Erfolgsrezept, das sich bewährte.
Ab 1972 wurde die Erscheinungsfrequenz erhöht, bis zu 26 Ausgaben jährlich – teils als Doppelnummern – kamen an die Kioske. 1980 folgte die erste Fusion: pop ging in der niederländischen Musikzeitschrift Popfoto auf. Nur wenige Monate später kam es zur nächsten Verschmelzung, diesmal mit Rocky, einer Zeitschrift, die bereits Das Freizeit Magazin integriert hatte. Das Ergebnis: pop/Rocky – die erfolgreichste Jugendzeitschrift nach der BRAVO.
Inhaltlich glich pop der BRAVO stark: Fortsetzungs-Fotoromane, Songtexte, Top-20-Charts, Starwahlen (unter dem Titel Hammerwahl), ein Kummerkasten (Liebe Brigitte), Pop-Lexikon-Beiträge und sogar Aufklärungsserien gehörten zum festen Bestandteil. Doch trotz aller Gemeinsamkeiten betonte Beat Hirt noch Jahrzehnte später: „Unser Vorbild war das französische ‚Salut, les Copains!‘ – das germanische BRAVO hingegen das negative Beispiel.“
Insgesamt brachte es pop in seinen 15 Jahren auf 249 Ausgaben – inklusive der Nullnummer. Heute sind die Magazine wegen ihrer oft großformatigen Poster beliebte Sammlerstücke – begehrt und hoch gehandelt unter Popkultur-Nostalgikern.