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BRAVO Foto-Love-Storys: Aufklärung mit Herz, Bild und Mut – ein gesellschaftlicher Meilenstein seit 1972
Wenn man sich heute die Jugendmagazine anschaut, erscheint es selbstverständlich, dass Aufklärung rund um Liebe und Sexualität offen, ehrlich und mit einer Prise Humor vermittelt wird. Doch das war nicht immer so. Gerade im Deutschland der frühen 1970er Jahre bewegte eine Frage die Gemüter von Politikern, Eltern, Pädagogen und Moralwächtern gleichermaßen: Ist die Abbildung eines nackten Busens Aufklärung – oder schon eine Aufforderung zum Sex?
Mit der Einführung der Foto-Love-Storys im Jahr 1972 betrat die BRAVO hier Neuland – und wurde für eine ganze Generation zum mutigen Vorreiter in Sachen Sexualaufklärung. Zum ersten Mal erzählte ein Magazin in Deutschland fotografierte Liebesgeschichten von Teenagern, nicht als plumpe Sensation, sondern als feinfühliges, ehrliches Stück Realität. Und das in mehreren Folgen, Seite an Seite mit sachlichen Texten.
Aufklärung zum Hingucken – ein Tabubruch
BRAVO tat damit genau das, was viele Eltern damals schlichtweg versäumten. Ob aus Scham, Unsicherheit, didaktischem Unvermögen oder einem sorglosen Vertrauen in die „Natur“, die „es schon regeln wird“ – die elterliche Sexualerziehung war häufig lückenhaft oder sogar ganz absent. Die Love-Storys wurden für Jugendliche zur besten Freundin, zum verständnisvollen Kumpel, der all die Fragen beantwortete, die sie vor allem nachts vor dem Einschlafen quälten.
Die Geschichten waren mehr als nur Unterhaltung. Sie zeigten Zwischenmenschliches, Ängste und Unsicherheiten und gaben konkrete Hilfestellungen: vom ersten Kuss über den Umgang mit Verhütung bis hin zur korrekten Anwendung von Kondomen und Schaumovula. In einer Zeit, in der Sexualität noch immer ein Tabuthema war, schuf die BRAVO mit dieser Serie ein Daumenkino der Aufklärung für die pubertierende Leserschaft, ein Komplementärprogramm zur eher trockenen und schulischen Sexualkunde.
Zwischen Politik und Gesellschaft – der kulturelle Kontext
1972 stand die Bundesrepublik im Wandel: Die politische Aufklärung durch Bundesgesundheitsministerin Käte Strobel hatte mit dem Sexualkunde-Atlas für den Unterricht und dem Aufklärungsfilm „Helga“ bereits wichtige Grundlagen gelegt. Doch während Schule und Film auf die breite Masse zielten, war die BRAVO die Stimme der Jugendlichen, ihr Medium, das direkt in die Jugendzimmer drang – ein Brückenschlag zwischen Politik, Gesellschaft und den Lebensrealitäten junger Menschen.
Das Thema Sexualität war in der Gesellschaft noch heikel, viele sprachen lieber nicht darüber. Gerade deshalb schuf die BRAVO eine Plattform, die Schamgefühle überwand, Bildungsdefizite schloss und jungen Menschen Mut gab, ihre eigene Sexualität verantwortungsvoll zu entdecken. Ein gesellschaftlicher Meilenstein, der Jugendlichen Selbstbewusstsein vermittelte – und Eltern vor Augen führte, wie wichtig offene Gespräche sind.
Das Erbe der Foto-Love-Storys – mehr als 50 Jahre Aufklärungskultur
Bis heute sind die Foto-Love-Storys ein fester Bestandteil der BRAVO. Sie haben Generationen von Jugendlichen begleitet, sie aufgeklärt und ihnen ein Verständnis für Liebe, Beziehung und Sexualität vermittelt, das oft weiter reicht als das Wissen ihrer eigenen Eltern.
Sie sind mehr als nur eine journalistische Form: Sie sind ein Stück Zeitgeschichte, ein Spiegel gesellschaftlicher Entwicklung – und ein mutiger Beitrag zu einer offeneren, ehrlicheren und aufgeklärteren Jugendkultur.