Beim Kauf von 3 Einzelausgaben können Sie eine weitere Ausgabe kostenlos mitnehmen.
„The Wall“: Pink Floyds monumentale Reise in die innere Leere
Mit über 30 Millionen verkauften Exemplaren zählt The Wall, das 1979 veröffentlichte Meisterwerk von Pink Floyd, zu den kommerziell erfolgreichsten und einflussreichsten Alben der Rockgeschichte. In der Kategorie der Doppelalben steht es unangefochten an der Spitze. Als Konzeptalbum entfaltet The Wall eine zusammenhängende narrative Struktur: Jeder Song ist Teil einer übergreifenden Erzählung, wodurch das Album zu einem geschlossenen musikalisch-literarischen Werk wird.
Im Zentrum der Geschichte steht der fiktive Musiker Pink, der sich infolge traumatischer Erfahrungen – darunter der frühe Verlust seines Vaters, eine überprotektive Mutter und eine entfremdende Schulzeit – emotional isoliert. Symbolisch errichtet er eine Mauer um sich, die ihn von der Außenwelt abschirmt. In einem imaginären Gerichtsprozess, in dem er sich selbst zur Rechenschaft zieht, wird diese Mauer schließlich eingerissen – ein Akt der Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit und der Rückkehr zur Gesellschaft.
Das kreative Herzstück von The Wall war Roger Waters, der den Großteil der Kompositionen und Texte beisteuerte und dabei viele autobiografische Elemente verarbeitete. Eine Ausnahme bildet der Song Comfortably Numb, dessen ikonische Musik von David Gilmour stammt – der Text jedoch ist vollständig Waters’ Werk.
Comfortably Numb schildert einen intensiven inneren Dialog: Ein Arzt (gesungen von Waters), vom Management gerufen, verabreicht Pink Medikamente, um ihn für einen bevorstehenden Auftritt fit zu machen. Pink (gesungen von Gilmour) entgleitet in eine tranceartige Wahrnehmung – zwischen Halluzinationen, Erinnerungen an die Kindheit und völliger emotionaler Abstumpfung. Der Song gilt als eine der eindrucksvollsten musikalischen Darstellungen innerer Leere und psychischer Isolation in der Rockmusik.
The Wall markierte gleichzeitig den Anfang vom Ende der klassischen Pink-Floyd-Besetzung. Während der Entstehung des Albums führten zunehmende Spannungen zwischen Waters und Gilmour zu tiefen Rissen in der Bandstruktur. Richard Wright wurde noch während der Produktionsphase auf Druck von Waters zum Ausstieg gezwungen und nahm später nur noch als Gastmusiker teil. 1985 verließ schließlich auch Waters die Band endgültig.
Die hier ausgewählte Live-Version von Comfortably Numb stammt von einem historischen Moment: dem Live 8-Konzert am 2. Juli 2005 in London. Nach 24 Jahren standen Roger Waters, David Gilmour, Nick Mason und Richard Wright noch ein letztes Mal gemeinsam auf der Bühne – eine einmalige Reunion, die Musikgeschichte schrieb.