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Bobby Darin -
Die Stimme, die wusste, dass sie nicht bleiben wird
Wenn das Leben eines Künstlers selbst zum Stoff für einen Hollywoodfilm taugt, dann war Bobby Darin seine eigene, tragische Hauptrolle. Die Wahrheit über seine Herkunft – dass seine Schwester in Wahrheit seine Mutter war – traf ihn erst mit 30 wie ein Donnerschlag. Doch vielleicht war es genau diese seelische Tiefe, dieses Ringen mit Identität und Vergänglichkeit, das seiner Stimme diese unvergleichliche emotionale Färbung verlieh.
Schon 1958 fegte er mit „Splish Splash“ durch die Radios wie ein jugendlicher Wirbelwind, aber der Bobby Darin, der uns mit „If I Were A Carpenter“ das Herz aufreißt, ist ein anderer – reifer, verletzlicher, durchdrungen von jener feinen Melancholie, die große Kunst von bloßem Talent unterscheidet.
Ursprünglich vom sensiblen Folk-Poeten Tim Hardin geschrieben, lag der Song einige Jahre im Schatten, bis Darin ihn zu einem bittersüßen Klassiker verwandelte – rau, ehrlich, intim. Die Grammy-Nominierung war nur folgerichtig, auch wenn sie gegen „Eleanor Rigby“ verlor. Aber was zählen Preise, wenn ein Song es schafft, direkt in die Seele zu sprechen?
Seine Interpretation aus dem Jahr 1973 – aufgenommen nur neun Monate vor seinem frühen Tod – ist nichts weniger als ein Vermächtnis. Bobby Darin, gezeichnet von seiner lebenslangen Herzschwäche, wusste, dass ihm die Zeit davonlief. Und doch steht er da, mit dieser Stimme, die alles umfasst: Hoffnung, Reue, Liebe, Verzicht.
Er wurde nur 37 – aber seine Musik lebt. 1990 kam er in die Rock and Roll Hall of Fame, 1999 in die Songwriters Hall of Fame. „If I Were A Carpenter“ ist nicht nur ein Lied. Es ist ein Fenster in Bobby Darins Seele. Und eine Erinnerung daran, wie schön Schmerz klingen kann.