Masterpieces – Life In A Northern Town

Masterpieces – Life In A Northern Town

Life In A Northern Town – Ein Meisterwerk im Nebel der Popgeschichte

Manchmal genügt ein einziger Song, um sich für immer in die kollektive Erinnerung einer Generation einzubrennen. „Life In A Northern Town“ von Dream Academy ist genau so ein Lied – ein musikalisches Kaleidoskop aus Folk, Pop und sanftem Synthie-Zauber, das klingt wie ein Tagtraum im dämmernden Licht nordenglischer Vorstädte.

Das britische Trio, bestehend aus Nick Laird-Clowes, Gilbert Gabriel und Kate St. John, war nicht auf schnellen Ruhm aus. Ihre Musik war zu kunstvoll, zu atmosphärisch, zu eigenwillig für das seichte Mainstream-Radio der 1980er – und doch schafften sie mit diesem einen, einzigartigen Song den großen Wurf. Im März 1985 katapultierte sich „Life In A Northern Town“ in die US-Charts auf Platz 7 – eine Sensation, wenn man bedenkt, dass die Band britischen Ursprungs war und dort „nur“ Platz 15 erreichte.

Produziert wurde das gleichnamige Debütalbum übrigens von niemand Geringerem als David Gilmour, dem legendären Gitarristen von Pink Floyd. Eine Handschrift, die man dem warmen, fließenden Sound durchaus anmerkt. Kein Bombast, kein Pop-Kitsch – sondern Klangarchitektur mit Seele.

Der Song selbst ist eine leise Verneigung vor einem anderen viel zu früh verstorbenen Musikpoeten: Nick Drake. Auch wenn sein Name im Text nicht fällt, ist „Life In A Northern Town“ ein klingender Tribut an seine melancholische Schönheit. Die Gitarre, auf der das Lied komponiert wurde, ist übrigens jene, die Nick Drake auf dem Cover seines Albums „Bryter Layter“ hält. Mehr Symbolik geht kaum.

Wer bei der Zeile „Ah hey ma ma ma, hey dee yay“ ein Déjà-vu verspürt, liegt richtig: Dario G zitierten den Refrain 1996 in ihrem Dancefloor-Hit „Sunchyme“ – als Beat-getriebene Sommerhymne, die im Kontrast zur bittersüßen Originalstimmung von Dream Academy steht.

Und nun – Jahrzehnte später – greifen The Coats, ein A-cappella-Ensemble aus Seattle, diesen Klassiker neu auf. Entstanden aus den Straßen der Pazifikmetropole, veredeln sie das Stück mit reiner Stimmgewalt. Kein Netz, kein doppelter Boden, keine Instrumente – nur Stimme, Atmosphäre und Magie.

Was bleibt, ist die Erkenntnis: „Life In A Northern Town“ ist kein One-Hit-Wonder – es ist ein Monument. Ein musikalischer Eisvogel, der sich nur kurz blicken lässt, aber einen unvergesslichen Eindruck hinterlässt.

 

 

  

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