The Lords

Stars der 60er – The Lords

Ihre erste Erwähnung finden die Lords in BRAVO Ausgabe 39 aus 1964. Im Hamburger Star Club haben die Lords gerade den Nachwuchswettbewerb zur besten ‚Beatle-Band‘ Deutschlands gewonnen. Der Preis: 1.000 DM, die die Filmfirma United Artists gestiftet hatte. Dazu gab‘s ein Management-Vertrag mit der Düsseldorfer Firma Interart und einen Plattenvertrag der Kölner Firma EMI. Übrigens hatte BRAVO für Platz zwei 500 Deutsche Mark ausgelobt und die durften sich die Bremer ‚Germans‘ einstecken.

Für die Mannen um Sänger Ulli Günther war der Sieg die Stunde Null, der Startschuss zu einer Karriere, die sie zur beliebtesten und erfolgreichsten Beat-Band der 1960er Jahre machte. Zwar gab es noch die Rattles – und die durften sogar 1966 im Vorprogramm der Beatles spielen! – aber gemessen an den Chart-Beiträgen in der Musicbox steht es in Deutschland vier zu zwei für die Herren mit den charakteristischen Prinz-Eisenherz-Frisuren.

Neben den Frisuren machten die Lords auch ihre Kleidung zu ihrem Markenzeichen: weiße Hemden, manchmal mit Rüschen, Gamaschen, gebügelte Hosen, mal Fliege, mal Melone aber auch mal im Anzug. Auf jeden Fall immer einheitlich. Ein Schmuddel-Image – wie bei vielen anderen Bands der Beat-Ära – haftete ihnen nie an.

Wie so viele andere Bands der damaligen Zeit waren auch die Lords als Skiffle-Band gestartet. Das charakteristische Waschbrett bediente Gründer Lord Ulli selbst. Seine Idee war auch der Name: Skiffle-Lords. Als der Berliner Senator für Jugend und Sport 1961 einen Wettbewerb für Nachwuchsbands stiftete, nahmen die Skiffle-Lords in Goldhemden teil und gewannen prompt den 1. Preis: das Goldene Waschbrett!

Der Wechsel vom Skiffle zum Beat vollzog sich laut BRAVO in der Silvesternacht 1962/1963. BRAVO Ausgabe 34 aus 1965: »Die Waschbrett-Mode war auf dem Aussterbe-Etat. Ulli Günther sah ein, dass er Anschluss finden musste. An die Rock‘n‘Roll-Welle. In der bewussten Silvesternacht im Berliner Jazz-Lokal ‚New Orleans‘ war es dann für die Waschbrettler so weit. Bis Mitternacht machten sie in Skiffle, dann zogen sie blitzschnell ihr neues Lord-Kostüm plus Melone an und griffen zu ihren neuen Instrumenten. Mit dem neuen Jahr waren die neuen Lords da.«

Laut BRAVO verdienen die Lords 1965 1.500 Deutsche Mark pro Auftritt und sind bis 1966 ausgebucht. Einen schweren Rückschlag gab es für die Lords im Februar 1965. Peter Donath und Knut Kunze werden in einen Autounfall verwickelt; Lord Knut kommt schwer verletzt in ein Krankenhaus und verliert ein Bein. Für ihn springt kurzfristig Heinz Hegemann ein. Langfristig übernimmt Bernd Zamulo den Bass.

»Shakin All Over«, ihr erster Beitrag in der BRAVO-Musicbox, steigt am 11.10.1965 ein, bleibt nur zwei Wochen in der Musicbox und erreicht lediglich Position 16. Erfolgreicher sind die Nachfolger »Poor Boy« (Position 6), »Que Sera« (Position 14) und »Gloryland« (Position 6).

Zwischen 1971 und 1976 machen die Lords Pause und treten seitdem in unterschiedlichen Besetzungen wieder auf. 1999 stirbt Ur-Lord Ulli Günther nach einem heftigen Bühnensturz. Aktuell ist von den Mitgliedern der ersten Stunde nur noch ‚Leo‘ Lietz dabei. Mit ihrem über 60jährigen Bestehen gelten die Lords als eine der Dienstältesten Bands. 

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