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Good Vibrations – Klanggewordene Kalifornische Alchemie
Als die Beach Boys am 10. Oktober 1966 ihre Single „Good Vibrations“ veröffentlichten, war dies mehr als nur ein musikalischer Meilenstein – es war ein kulturelles Erdbeben. Nie zuvor war ein Popsong derart ambitioniert produziert worden, nie zuvor hatte jemand Klangarchitektur mit solcher Hingabe betrieben. 50.000 Dollar verschlang die Produktion – damals eine schwindelerregende Summe für eine Single. Doch was Brian Wilson hier schuf, war nichts weniger als ein dreiminütiges Wunder, ein kleines Stück Ewigkeit.
Wilson, das musikalische Genie hinter der Surf-Fassade, schuf nicht nur die Komposition, sondern auch das Arrangement und die Produktion selbst. Wochenlang experimentierte er mit Tonbändern, Loops, Theremins, Orchestereinsätzen und Vokalschichtungen – ein Puzzle aus Klangfragmenten, das er in mühevoller Studio-Arbeit zu einem popkulturellen Gesamtkunstwerk zusammensetzte.
Das Ergebnis? Ein Song, der – wie ein Sommertraum – schimmert, pulsiert, hypnotisiert. Eine Klangreise, so innovativ, dass sie noch heute als Blaupause für ambitionierte Popproduktion gilt.
Die Auszeichnungen sprechen für sich:
Platz #6 bei den „500 Greatest Songs of All Time“ (Rolling Stone),
Platz #1 in den Mojo Top 100 Records,
Aufnahme in die Grammy Hall of Fame und die Rock and Roll Hall of Fame.
Obwohl der Song sowohl in den USA als auch in Großbritannien auf Platz 1 stürmte, blieb er in den deutschen BRAVO-Charts etwas hinter den Erwartungen – Rang 5 war das Maximum. Ein Rätsel, bedenkt man die überbordende Genialität dieses Tracks, aber vielleicht war das Klanguniversum schlichtweg zu komplex für die jugendlichen Chart-Hörer der Zeit.
Und jetzt – fast sechs Jahrzehnte später – bringt Anthony Bouffard, ein A-cappella-Künstler aus dem kanadischen Thetford Mines, das Ganze in eine neue Dimension: mit Witz, Charme, Präzision und einer gehörigen Portion Selbstironie. Entstanden in den düsteren Monaten des Corona-Lockdowns, lässt seine Version das Licht Kaliforniens wieder aufleuchten. Ganz allein, mit nichts als seiner Stimme – und einem guten Dutzend Videospuren von sich selbst.
Es ist brillant. Es ist mutig. Und es ist ein Beweis dafür, dass große Kunst auch unter widrigsten Umständen entsteht.
„Good Vibrations“ lebt – nicht nur als Meilenstein der Popmusik, sondern als ewiger Impulsgeber für Generationen von Klangsuchenden.