Beim Kauf von 3 Einzelausgaben können Sie eine weitere Ausgabe kostenlos mitnehmen.
„Tell Me Why?“ – Die Geschichte hinter I Don’t Like Mondays
San Diego, Montagmorgen, der 29. Januar 1979. Um 8:30 Uhr feuert die 16-jährige Brenda Spencer mit einem Gewehr auf den Schulhof der Grover Cleveland Elementary School. Zwei Erwachsene sterben, neun weitere Menschen werden verletzt. Die Täterin schießt vom Fenster ihres Elternhauses – quer über die Straße.
Ein Reporter ruft bei Familie Spencer an. Brenda nimmt ab, gesteht ohne Umschweife. Auf die Frage nach dem Warum antwortet sie nur: „I don't like Mondays.“ Ein Satz, der so beiläufig wie grausam klingt – und doch die ganze Kälte dieser Tat in sich trägt.
Währenddessen sitzt Bob Geldof von den Boomtown Rats in einem US-Radiostudio, gibt Interviews zum neuen Album – gehetzt, leer, routiniert. Als die Nachricht vom Schulmassaker über den Telex hereinkommt, ist er fassungslos. Der Satz des Mädchens trifft ihn wie ein Schuss. Geldof erkennt darin eine Parallele zur Absurdität seines eigenen Alltags – ein sinnloses Tun, getaktet von PR-Terminen.
Noch im Flugzeug beginnt er, „I Don’t Like Mondays“ zu schreiben. Neben ihm liegt ein Artikel über einen gewissen Bill Gates, der behauptet, dass in Zukunft jeder Haushalt einen Computer besitzen werde – sobald man genügend Daten auf einen winzigen Chip bekommt. Diese Gleichzeitigkeit von technologischer Euphorie und menschlicher Verzweiflung fließt in den Text ein. Laut Geldof ist der Songtext in 20 Minuten fertig.
Das Ergebnis: Ein bittersüßes Klavier-Intro. Eine Stimme, die fragt:
„Tell me why? I don’t like Mondays…“
Ein Refrain, der wie eine melancholische Kindermelodie klingt – und doch eine verstörende Realität beschreibt. Der Song wird in 32 Ländern ein Nummer-1-Hit, in Deutschland (BRAVO-Charts) Platz 2. Viele halten ihn bis heute fälschlich für eine ironische Hymne gegen Montagsmüdigkeit.
Doch in Wahrheit ist er ein leiser, klagender Schrei gegen die Sinnlosigkeit des Tötens. Die wichtigste Zeile ist nicht „I don’t like Mondays“, sondern das fast hilflose „Tell me why?“ – eine Frage, auf die es nie eine Antwort geben wird. Das Massaker bleibt sinnlos. Der Song bleibt – als Mahnmal in Moll.