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Train – Der verborgene Riese der amerikanischen Rocklandschaft
In unserer ehrfürchtig betretenen Hall of Fame namens Masterpieces widmen wir uns gewöhnlich einzelnen Songs, die sich durch besondere Klasse, emotionale Tiefe oder epochale Wirkung aus der Masse erheben. Doch heute machen wir eine Ausnahme. Keine kleine – eine gewaltige. Denn heute geht es um eine Band, deren Name vielleicht nicht an jeder Straßenecke Europas in aller Munde ist, aber deren Bedeutung für die jüngere amerikanische Pop- und Rockgeschichte unbestritten ist:
Train.
Train. Allein der Name klingt nach Bewegung. Nach Aufbruch. Nach einem Roadtrip durch die unendlichen Weiten Amerikas – zwischen Golden Gate Bridge und Appalachian Mountains. Und genau dort, in der pulsierenden San Francisco Bay Area, formierte sich die Band 1993/1994 um den charismatischen Sänger Pat Monahan.
Zunächst ein Geheimtipp in verrauchten Clubs, entwickelten sich Train schnell zu einer der Live-Bands schlechthin. Die Zutaten ihres Sounds? Eine exzellent austarierte Melange aus melodischem Rock, eingängigen Country-Anklängen, einem Schuss Südstaaten-Flair – und darüber schwebt Monahans Stimme, diese unverwechselbare, leicht nasale, immer ein wenig sehnsüchtige Klangfarbe, die sofort wiedererkennbar ist und jedem Song der Band eine emotionale Gravität verleiht.
Dass Europa nie richtig auf den Zug aufsprang, wie es bei ihren US-Erfolgen nahegelegen hätte, ist eines der tragischen Missverständnisse der transatlantischen Popkultur. Denn: Train sind Superstars – in Amerika. Über 30 Millionen verkaufte Tonträger, mehrere Top-10-Alben, zwei Grammy Awards (u. a. für den weltweiten Hit „Drops of Jupiter“) und ein Schatz an Gold- und Platin-Auszeichnungen, der ganze Wände tapeziert.
Das heute im Fokus stehende Debütalbum „Train“ (1998) ist ihr Ursprungsdokument, ihr Fundament. Ein bemerkenswerter Erstling, der mit „Meet Virginia“, „I Am“ und „Free“ bereits all das enthält, was die Band groß gemacht hat: melodische Raffinesse, tiefschürfende Texte – und Refrains, die sich wie Tattoos in Gehörgänge brennen.
Wer jetzt Feuer gefangen hat, dem sei ein Trip durch das weitere Œuvre der Band wärmstens empfohlen. Denn da draußen warten noch „Calling All Angels“, das bittersüße „Cab“, der Grammy-geadelte Megahit „Drops of Jupiter“ – und natürlich das überlebensgroße, ukulelengeschwängerte „Hey, Soul Sister“, das längst zur inoffiziellen Nationalhymne aller College-Roadtrips geworden ist.
Train ist kein Hype. Train ist kein Zufall. Train ist eine Institution – zumindest für alle, die ein Gespür für Songwriting, Seele und Storytelling haben.
Steigen Sie ein. Und lassen Sie sich mitnehmen. Denn wie heißt es so treffend in einem Imagine Dragons Song:
"The road to heaven runs through miles of clouded hell."