«Aller guten Dinge sind DREI» dachten sich wohl die Macher der September-Ausgabe des Rolling Stone! Denn die neueste Ausgabe erscheint gleich mit drei verschiedenen Covern, was für den eifrigen Sammler bedeutet, er muss diesen Monat dreifach in die Tasche greifen. Der Leser, der lediglich informiert sein will, sucht sich dagegen sein Lieblingsmotiv (Black Panther, Black Widow, Spider-Man, o.v.l.) aus, denn der Inhalt aller Ausgaben ist vollkommen identisch!
Warum Comicfiguren in und auf einem Musikmagazin? Die Antwort ist klar: In Krisenzeiten wie diesen (Pandemie, Klima, Krieg, Energie) und gleichzeitiger hilflos, ohnmächtig und ideenlos wirkender Führung, erwacht in uns allen der Wunsch nach Erlösung durch den/die eine/n Superhelden/Superheldin! DC- und Marvel-Zeichentrickfiguren erleben einen nie gekannten Boom und auch TV und Kino kommen an den 'Wesen' von anderen Planeten – allesamt mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattet – nicht vorbei. Grund genug für den Rolling Stone, uns die besten 50 Filme dieses Genres in seiner Titelstory Black / Female / Nerd Power vorzustellen.
Politisch geht es auch im RS-Essay zu. Äußerst kritisch beleuchtet das Musikmagazin (man muss es nochmal betonen!) die gegenwärtige Lage, in der wir uns alle befinden. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass ein Musikmagazin nicht auch politisch sein kann und darf, dann ist hier der Beleg!
Jedoch keine Rolling Stone - Ausgabe ohne Kernkompetenz: Die Musik! Titelstory dieses Mal sind 20 große und wichtige Home-Recording-Alben, also Aufnahmen, die ohne Kommerzdruck und straffes Zeit-Management in der Intimität der eigenen vier Wände entstanden. Waren es früher noch Kassettenrecorder oder Tonbandmaschinen, die zum Mitschnitt herhielten und als Gegenentwurf zu Hi-Fi das Genre Lo-Fi begründeten, so kann jeder, im Umgang mit Computern geübte, Musikus daheim ein Album produzieren, das in Qualität jenem mit professioneller Studiotechnik hergestellten Oeuvre in nichts nachsteht.
Meilenstein und Einstieg in den Überblick über diese 'Diamanten' ist das Album «Nebraska» vom Über-Boss Bruce Springsteen, das vor exakt 40 Jahren das Licht der Welt erblickte und dem der Rolling Stone alleine gleich einen Vier-Seiter widmet. Danach aufgelistet werden Pretiosen unter anderem von McCartney, den Stones, Collins, den Red Hot Chili Peppers und den White Stripes. Schön chronologisch von 1968 bis 2019 sortiert. Da ist für Jeden etwas dabei!
45 Jahre ist es bereits her, dass der einzig wahre King für immer die Augen schloss. Und selbstverständlich hat auch der Rolling Stone Elvis Presley nie vergessen und erinnert an ihn in seiner Rubrik History.
Mit seinen ewig jungen Standard-Rubriken, wie Tonträger-, Bücher- und Konzertreviews, sowie – wie immer – sehr gut recherchierten Geschichten über Bekanntes, Unbekanntes und Neues, ist dem Rolling Stone auf runden 100 Seiten auch mit laufender Nummer 335 wieder ein durchweg lesens- und kaufenswertes Exemplar gelungen!