Stars der 70er – The Bay City Rollers

Stars der 70er – The Bay City Rollers

BAY CITY ROLLERS - Kultband der 70er Jahre!

In Anlehnung an die Beatlemania der 60er Jahre erfand man das Wort Rollermania, wenn man die Begeisterung um die fünf Schotten in Worte fassen wollte. 

Alan Longmuir (geb. am 20.06.1953) und Bruder Derek Longmuir (geb. am 19.03.1948, machte sich aber 5 Jahre jünger und gab 1953 als Geburtsjahr an) gründen bereits 1967 - gerade 14- (19!) und 12-jährig die Gruppe Ambassadors. Später bennen sie sich in Saxons um. Für eine weitere Umbenennung werfen sie einen Wurfpfeil auf eine Amerika-Karte und der bleibt in Bay City, Michigan, unweit Detroit, am Lake Huron gelegen, stecken. Gut, dass sie keine Deutschland-Karte zur Hilfe nahmen, denn was wäre aus den Bay City Rollers geworden, wäre die Nadel im Harz stecken geblieben? Neben den Brüdern Longmuir gehören dem Ur-Quintett Leslie McKeown (geb. am 12.11.1955), Stuart 'Woody' Wood (geb. am 25.02.1957) und Eric Faulkner (geb. am 21.10.1955) an. Allesamt sind sie gebürtig in Edinburgh und ihre schottische Heimat betonen sie stolz, indem sie großkarierte Kleidung tragen, die schnell ihr Markenzeichen wird und von ihren Fans recht bald kopiert wird. Schottenstoff heißt im englischen Tartan und so bezeichnet man das Outfit der fünf Rollers als Tartan-Look. Ihr Starschnitt wird von BRAVO ab Ausgabe 43 aus 1975 33-teilig geliefert. Hinzu kommt eine 5-teilige Serie ab Ausgabe 29 sowie etliche Titelfotos und Poster. Ihre Fanclubs zählen zu jener Zeit weltweit bereits 150.000 eingetragene Mitglieder. 1975 und 1976 gewinnen die Rollers bei der OTTO-Wahl Gruppen-Gold und 1977 kommt noch eine Silber-Trophäe hinzu.

1971 hatten sie mit ihrer ersten Single »Keep On Dancing« einen Top 10 Hit in England; 1972 gewannen sie mit »Mañana« den Grand Prix von Radio Luxembourg. Die eigentliche Hitkarriere dauerte von 1975 bis 1977 (elf BRAVO Musicbox-Beiträge), sieht man einmal von jeweils einem BRAVO-Chartbeitrag in 1978 und 1979 (als The Rollers) ab. 1975 gab es etwas bis dahin nicht Dagewesenes in den englischen Charts: Die Bay City Rollers (kurz BCR) belegten die ersten beiden Plätze der Album-Charts. In BRAVO belegen sieben der vorhergenannten elf Songs zwischen 1975 und 1977 insgesamt 30 Wochen den Number-One-Spot. Erfolgreichster Titel ist »It’s A Game« mit elf Wochen auf der Spitzenposition.

Die Musiker unter Führung ihres Managers Tam Paton schafften es in dieser relativ kurzen Zeit eine Duftmarke zu setzen, die sich bei ihren Fans bis heute hartnäckig hält. Paton setzte bei den Bandmitgliedern das Prinzip 'hire and fire' ganz oben an, ein ständiges Wechselspiel mit Bandmitgliedern war die Folge. Erschwerend kam hinzu, dass sich bis heute hartnäckig das Gerücht hält, dass die Rollers ihre Instrumente nicht selbst spielen konnten. Tatsache ist, dass lediglich das erste Album (»Rollin‘«) und die bis dahin erschienenen und unbekannten Singles von Studiomusikern eingespielt wurden. Wer sich davon überzeugen möchte, dass die Bandmitglieder sehr wohl ihre Instrumente spielen konnten, sei die im Jahr 2000 erschienene CD »Rollerworld - Live At The Budokan 1977« empfohlen.

1976 kehrten sie Europa den Rücken und landeten in den USA einen TOP 1 Hit mit »Saturday Night« und waren ebenfalls in Japan sehr erfolgreich. Im Anschluss daran wollte sie in Europa niemand mehr so richtig hören. Ihr Stern begann sehr schnell wieder zu sinken. 1978 erschien mit »Where Will I Be Now« die letzte Single als Bay City Rollers, die in Deutschland für eine Woche auf Platz 38 stand. Es folgten nach Verkürzung des Namens in The Rollers und völligem Imagewechsel Richtung Rock noch drei weitere Alben, die aber keine Beachtung mehr fanden.

Paton zog seine Schützlinge bei Vertragsabschluss kräftig über den Tisch. Das führte unter den Bandmitgliedern zu heftigen Streitereien, die teilweise bis zum heutigen Tage andauern. Darüber hinaus führen die Rollers immer noch einen bereits Jahrzehnte währenden Rechtsstreit mit ihrer Plattenfirma Arista, die heute zum BMG-Konzern gehört, um zu klären, wo denn eigentlich die Tantiemen der geschätzten 70 bis 120 Millionen verkauften Platten geblieben sind!

Tam Paton, der weder die Klasse eines Brian Epsteins (Beatles), noch die Extravaganz eines Malcolm McLarens (Sex Pistols) besaß, wird seinen Teil abbekommen haben. Er führte in der Nähe von Edinburgh ein Leben in Luxus, während die ehemaligen Mitglieder der Rollers immer noch - in wechselnden Besetzungen - touren mussten, um ein paar Euro in die Kassen zu bekommen!  2009 starb Tam Paton und hinterließ eine zweistellige Millionensumme – seinen Hunden.

Les McKeown, Sänger der Band, war, nachdem er sich 1978 von der Band trennte, noch in Japan sehr erfolgreich. 1988 gelang ihm in der Zusammenarbeit mit Dieter Bohlen nochmals eine kurze Aufmerksamkeit. Er lieferte einen Song zur erfolgreichen ZDF-Serie "Rivalen der Rennbahn". Les starb 2021 65jährig in London nachdem Alan Longmuir bereits 2018 den Folgen einer Virusinfektion erlegen war.
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